Der Bürgerverein Ariendorf: Eine Chronik des Engagements

Der Bürgerverein Ariendorf: Eine Chronik des Engagements

Anfänge und erste Herausforderungen (1910-1919)

Der Bürgerverein Ariendorf (BVA) wurde im Februar 1910 auf Initiative von Josef Engels gegründet. Sein Hauptziel war es, die Anliegen der Bürger in allen Lebenslagen wahrzunehmen und zu vertreten. Dieses erste Jahr startete mit 63,80 Reichsmark an Einnahmen und Ausgaben. Dieser Betrag ergab sich dem Beitrag von 30 Pfennigen je Vierteljahr je Mitglied.

Bereits 1911 lehnte der BVA die Verlegung der Provinzialstraße unterhalb des Bahndamms ab. Im Jahr darauf wurde die Anstellung eines Nachtwächters vorgeschlagen. Auch wurde in 1912 beschlossen, bei Begräbnissen von Mitgliedern 6 Kerzen zu tragen.

Neben diesen ernsten Themen vergaß man auch das Feiern nicht: So gab es beispielsweise zum Geburtstag des Kaisers ein Fass Freibier. Die Aktivitäten des BVA ruhten während des Ersten Weltkriegs und wurden erst am 2. November 1919 mit der ersten Versammlung wieder aufgenommen.

Die Zwischenkriegszeit:
Anpassung an neue Probleme (1920er-1930er)

Die 1920er-Jahre brachten neue Herausforderungen mit sich. Infolge der Inflation betrug der Beitrag 1922 rd. 5,00RM, in 1923 50,00 RM/Mitglied. Um Felddiebstählen entgegenzuwirken, stellte der BVA 1924 erneut einen Nachtwächter ein, der pro Gang 1,00 Mark erhielt. Die Gemeinde unterstützte dies mit 120,00 Mark. Der Verein kümmerte sich auch um die Organisation von Fleisch für die Kirmes und die Schaffung eines Sportplatzes für die Jugend. Eine Hochwasserkatastrophe und die Wohnungsnot hielten die Bürger in Atem. 1928 wurde vorgeschlagen, tagsüber einen Schrankenwärter an der „Büng“ einzusetzen, und auch der Butterbezug wurde geregelt. Ein weiteres drängendes Problem war die übermäßige Staubbelästigung durch die Provinzialstraße, deren Verlegung (B42) Ende 1923 intensiv diskutiert wurde.

1935 feierte der BVA sein 25-jähriges Bestehen. In dieser Zeit änderte sich die Anrede des Vorsitzenden in „Vereinsführer“, was die politische Entwicklung der damaligen Zeit widerspiegelte. Die politische Lage führte schließlich zu einem Verbot des BVA, das jedoch durch die Initiative einiger Ariendorfer Bürger wieder aufgehoben werden konnte. Der Protest des BVA gegen die Zusammenlegung einiger Schuljahrgänge, wodurch Ariendorfer Kinder teilweise in Hönningen zur Schule gehen sollten, zeugt vom Engagement des Vereins für lokale Belange. Die letzte Versammlung vor dem Zweiten Weltkrieg fand im Oktober 1938 statt, gefolgt von einer 14-jährigen Ruhepause aufgrund der politischen Ereignisse.

Nachkriegszeit und Wiederaufbau (1947-1970er)

Nach dem Krieg wurde der Beitrag je Mitglied auf 1,00 DM festgelegt.
Die Nachkriegszeit war geprägt von Infrastrukturprojekten. Zwischen 1947 und 1948 wurde der Bach von der Kapelle bis zur Mühle kanalisiert, und 1964 erfolgte die Kanalisierung vom Bahndamm bis zur Kapelle. Die ehemalige Hauptstraße wurde 1956 ausgebaut und erhielt 1966 eine Teerdecke (Makadam), bevor sie 1976 in Ariendorferstraße umbenannt wurde.

Am 18. August 1952 fand die erste Versammlung des BVA nach dem Krieg statt, wiederbelebt durch die Gemeinderatsmitglieder Wilhelm Hoppen und Josef Reifert sowie Lehrer Runkel. Schon im selben Jahr protestierte der BVA erfolgreich gegen eine geplante Erhöhung des Wassergeldes.

Im Dezember 1954 wurde die Nikolausfeier ins Leben gerufen, bei der Kinder bis heute eine Tüte Süßigkeiten erhalten und eine Tombola stattfindet. Mitglieder über 80 Jahre bekommen ein Weinpräsent. Ab 1957 übernahm der BVA den Kauf der Martinsgans für die Kinder, und der St. Martinszug wird seither vom Verein organisiert. Früher brannte das Martinsfeuer auf der „Helle Au“ oberhalb von Ariendorf; heute findet es auf dem Parkplatz statt, wo einst die 1957 errichtete Kirche stand. Dort gibt es Brezeln für Kinder und Glühwein für Erwachsene.

Für die bereits erwähnte Kirche an der Bergstraße wurde ein Kirchbauverein gegründet. Zwei neue Glocken wurden in Heidelberg gegossen und 1958 geweiht.

Das Heimathaus entstand 1960, maßgeblich vorangetrieben von „Ohm Hein“, dessen Rohbau in nur sechs Wochen fertiggestellt wurde.

Der größte Erfolg des BVA war die Umgemeindung des zu Leubsdorf gehörenden Ortsteils nach Bad Hönningen im Jahr 1967. Historisch gesehen war Ariendorf von 1250 bis 1967, also 717 Jahre lang, zwischen Leubsdorf (Kurköln) und Hönningen (Kurtrier) geteilt, nachdem die linke Bachseite 1250 durch eine Schenkung der Gräfin Mechthild von Sayn an den Erzbischof von Köln fiel. Bereits 1847, 1890, 1927 und 1936 bemühten sich Bürger und der BVA um eine Zusammenlegung. Der entscheidende Antrag zur Eingemeindung wurde vom BVA am 8. März 1964 bei Landrat Oster gestellt und führte drei Jahre später zum Erfolg. Dieses Ereignis wurde eine Woche lang zusammen mit dem 750. Geburtstag von Ariendorf gefeiert.

Anfang der 1970er-Jahre forderte der BVA den Abriss der baufälligen alten Mühle im Oberdorf, der 1972 erfolgte. Anschließend kaufte die Stadt Bad Hönningen das Gelände.

Entwicklung und Modernisierung (1980er-2000er)

Ab 1981 stieg der jährliche Beitrag von 1,00 DM auf 3,00 DM und später auf 4,00 DM.
In den 1980er-Jahren wurde das Heimathaus umfassend saniert: Für rund 100.000 DM (ohne Eigenleistung) wurden eine neue Heizung und moderne WC-Anlagen eingebaut. Seit 2001 folgten weitere Verbesserungen: 2004 kamen neue Schallschutzfenster hinzu, 2005 wurde ein Teil des Fußbodens erneuert, 2007 die Kühlung repariert und eine neue Eingangstür installiert.

1987 wurden Renovierungsarbeiten am 1922 errichteten Kriegerdenkmal durchgeführt. Der BVA kümmert sich weiterhin um dessen Pflege und legt jährlich am Volkstrauertag einen Kranz nieder.

Zwischen 1980 und 1982 wurde die Kapelle saniert und der Dorfplatz angelegt, auf dem das erste Dorffest gefeiert wurde. Der Erlös des Festes kommt bis heute dem Heimathaus zugute. Seit 1993 findet das Dorffest alle zwei Jahre statt; 2009 wurde das 20. Fest gefeiert. Von 2001 bis 2009 konnten so fast 5.000,00 Euro zusätzlich ins Heimathaus investiert werden. Die Verwaltung des Heimathauses wurde der Stadt Bad Hönningen zurück an den Bürgerverein übertragen.

Ebenfalls zum ersten Dorffest 1982 wurde die erste Fahne auf der „Helle Au“ gehisst. Der Fahnenmast trägt den Spruch: „Diese Fahne grüßt alle Wanderer zu Wasser, zu Lande und in der Luft.“ Seit 2001 wird die 2,00 x 3,00 Meter große grün-weiße Fahne jeweils am Gründonnerstag ausgetauscht.

Der BVA betreut auch das durch Ariendorf führende Stück des Rheinsteigs. Bereits 1914 befasste sich der BVA mit der Befestigung des Weges, damals sollte Schutt von der „Feldschen Fabrik“ kostenlos angefahren werden. Am 15. und 16. Juni 1985 richtete der BVA seine 75-Jahr-Feier aus. 1987 stiftete Josef Nelles ein neues Wegekreuz am Leubsdorfer Berg, während das erste Kreuz aus dem Jahr 1910, ein Holzkreuz, in der Kapelle untergestellt wurde, aber leider nicht mehr restauriert werden konnte.

1989 erreichte Ariendorf den 7. Platz im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Die Filialkirche wurde 1997 40 Jahre alt; zu diesem Anlass stiftete der BVA einen roten Teppich für den Mittelgang.

Nach der Euro-Umstellung wurde ein jährlicher Beitrag von 3,00 Euro festgelegt und ab 2020 werden 5,00 Euro/Mitglied erhoben. 
2002 fand im Heimathaus eine Bürgerversammlung zum Thema Bahnlärm statt. Der Kapellenvorplatz wurde 2003 neu gestaltet: Eine Senke wurde angehoben und eine Informationstafel aus Holzbalken errichtet. 2004 wurde die Rheinwiese erneuert und zum Hochwasserschutz mit einer Basaltsteinmauer aus ca. 400 Tonnen Mayener Basalt umgeben. Zusätzlich wurde ein Hochwasserschutz durch die Verbandsgemeinde angebracht.

Durch Eigenleistung der Ariendorfer Bürger konnten die Kosten für den Bau eines Buswartehäuschens im Fachwerkstil mit Spitzdach gesenkt werden. Bei der Aktion „Unser Dorf hat Zukunft“ erhielt Ariendorf 2006 zwei Sonderpreise.

Eine Bürgerversammlung befasste sich mit der Nutzung der Kirche und der geforderten Sanierung der Kapelle. Zwischen 2004 und 2008 wurde der Mühlenplatz in mehreren Schritten umgestaltet und die Mühlenmauer durch die Caritas-Aktion „Trockenmauer“ erneuert, koordiniert und finanziert von der Verbandsgemeinde. In einer Grotte links der Mühlenradöffnung befindet sich eine im Krieg gebrannte Marienfigur aus Ton von der Firma Mannesmann. In der Mitte ist eine große Guss-Wappenplatte der Reichsgrafen von der Leyen (ehemalige Schlossherren von Arenfels) angebracht. Nach über 700 Stunden Eigenleistung durch den BVA konnte der Platz 2008 eingeweiht werden.

Umfassende Renovierungen der Kapelle St. Johannes fanden zwischen 2008 und 2009 statt. Durch den besonderen Einsatz des BVA und über 700 Stunden Eigenleistung konnte die Kapelle wieder der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Die Renovierung wurde hauptsächlich durch Spenden und das Bistum Trier finanziert. Die Altarweihe durch Dompropst Werner Rössel erfolgte am 25. April 2009.

Im selben Jahr beauftragte die Katholische Kirchengemeinde Bad Hönningen den Abriss der Filialkirche. Der BVA versuchte, alles Brauchbare zu verwerten oder zum Kauf anzubieten. So konnte beispielsweise das große Buntglasfenster nach Weißenbronn bei Ansbach verkauft werden. Die beiden Glocken wurden mit Hilfe der Feuerwehr ausgebaut und haben zusammen mit dem Grundstein in dem neu errichteten Holzglockenstuhl am Rande des Dorfplatzes einen neuen Platz gefunden. Das Turmkreuz konnte teilweise gerettet und nach einer Überarbeitung auf der „Helle Au“ aufgestellt werden. 2011 berichtete der Radiosender SWR1 über die Glocken in Ariendorf, die damals vermutlich letztmalig läuteten, da die ehemalige Filialkirche abgerissen werden sollte.

Jüngere Geschichte und aktuelle Projekte (2010-heute)

Im Jahr 2010 feierte der Bürgerverein sein 100-jähriges Bestehen mit einem großen Fest. Für die Festschrift konnten Grußworte von Bundespräsident Horst Köhler und Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert abgedruckt werden.

Im Heimathaus wurde 2012 die Lautsprecheranlage erneuert, die 2016 nochmals repariert werden musste. Für das alte Garagentor wurde ein neues Klapp-Schiebeelement eingebaut, und später wurden zehn Tische mit neuen Platten versehen. Der Neubau des neuen Holz-Glockenstuhls auf dem Dorfplatz im Jahr 2013, ermöglicht durch Sponsoren und Eichenholz aus dem Stadtwald, ist ebenfalls ein wichtiges Projekt.

2014 ließ der Bürgerverein die Chronik „Ariendorfer Geschichtspunkte“ von Jakob Weiler drucken und verkaufte sie.

Die 2014/2015 neu installierte Bahnschranke zwischen der B42 und Ariendorf funktionierte von Anfang an nicht richtig. Dies führte zu jahrelangem Schriftverkehr mit der DB und machte eine große Einwohnerversammlung erforderlich, um die DB zum Handeln zu zwingen. Um den Prozess zu beschleunigen, wurde der SWF (heute SWR) eingeladen, der am 31. März 2015 darüber berichtete.

Rolf Hoppen hat drei DVDs über Ariendorf erstellt und der Bevölkerung vorgestellt:

  • „Ariendorf im Wandel der Zeit“

  • „Das Leben auf dem Dorf“

  • „Ein Dorf und seine Kirmes“

2016 begann das Wasser- und Schifffahrtsamt mit der Sanierung des Pegels, der 2010 von der Kreisverwaltung unter Denkmalschutz gestellt wurde.

2017 feierte Ariendorf zusammen mit allen Vereinen das 800-jährige Bestehen. Eine umfangreiche neue Chronik wurde erstellt. Schirmherr war Innenminister Roger Lewentz. Ein Überschuss von 4.500 € wurde erwirtschaftet, der für die Sanierung des Heimathauses bestimmt ist.

2020 wurden am Zugang zur Helle Au die Naturtreppen durch neue Treppenstufen ersetzt. Mit Spenden aus dem Ort konnte der Bürgerverein dem Kindergarten in Dernau nach der Ahrkatastrophe eine Hochwasserhilfe von 1.250 € überreichen.

Weiterhin war eine Trockenlegung der Straßen-Außenmauer der Kapelle notwendig. Es wurde eine Vormauerschale mit Hinterlüftung innen an der Außenwand angebracht, was vier Arbeitstage in Anspruch nahm. Im Heimathaus kam es in den Toiletten zu einem Rohrbruch. Nach Rücksprache mit der Versicherung konnten in diesem Bereich alle Rohre erneuert werden; sie wurden „auf Putz“ gelegt, um eine spätere Sanierung zu erleichtern.

2023 wurden auf der Helle Au, am Denkmal und an der Schönen Aussicht Bildtafeln mit Edelstahlständern einbetoniert. Die Texte über Ariendorf sind mit QR-Codes versehen. Dieses Projekt wurde als „Leader Projekt“ gefördert.